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JOOLA Tischtennisbeläge
Der Belag Joola Amy Control gehört zu der neuen Kategorie der \"glatten Antis\". Diese wurden speziell als Ersatz für die mittlerweile verbotenen Beläge mit glatten langen Noppen entwickelt, haben aber nur einen Teil von deren Vorteilen, nämlich die Schnitterhaltung (auch Schnittumkehr genannt). Damit wird die Fähigkeit sehr reibungsarmer Beläge bezeichnet, die Rotation des gegnerischen Schlags zu erhalten anstatt sie zu reduzieren (wie das alle anderen Beläge, inkl. der klassischen Antis tun).
Der Effekt ist gerade beim Amy sehr stark ausgeprägt: Alleine durch Blocken werden Topspins mit deutlichem Unterschnitt zurückgegeben, so dass nur wenige Gegner einen zweiten oder gar dritten Topspin gegen diesen Belag zuwege bringen. Allerdings ist die Schlagtechnik hierfür sehr trainingsaufwändig und erfordert ein völliges Umdenken. Da nämlich der Belag selbst die Rotation nicht \"wahrnimmt\", verhält sich der Ball beim Aufprall auf den Schläger als hätte er keine Rotation. Als Folge tropft er mehr oder weniger flach ab (nahezu Ausfallswinkel=Einfallswinkel), so dass die richtige Schlägerstellung maßgeblich von der Geschwindigkeit nicht vom Effet des Balls abhängt. Je langsamer ein Topspin also geschlagen ist, umso offener muss der Schläger gehalten werden. Die Umstellung erfordert großen Umgewöhnungsaufwand, da man alles vergessen muss, was man sich über das Blocken von Topspin eingeprägt hat!
Problematisch für alle Defensivspieler, die auf den Amy umstellen wollen, ist allerdings, dass der Belag sehr schnell ist, und damit schwerer zu kontrollieren als typische Defensivbeläge. M.E. ist der Belag also insbesondere für das tischnahe Spiel geeignet für Spieler, die eine starke Vorhand ihr eigen nennen und den Anti v.a. zum Stören des gegnerischen Spielflusses einsetzen.
Zu beachten ist allerdings, dass der Amy control umso schneller(!) wird, je dünner die Schwammstärke, da der Schwamm als Bremsschwamm, nicht zum Erzeugen von Katapult dient. Allerdings ist die Gefährlichkeit beim Stören oder durch Schnitterhaltung auch mit dem dünneren Schwamm größer.
Ein großer Vorteil der glatten Antis, insbesondere des Amy, ist die Möglichkeit auf Unterschnittbälle sofort, schnell und sehr platziert anzugreifen. Aber auch das will trainiert werden, am besten mit der Ballmaschine oder gegen Gegner, die einen biestigen Unterschnitt immer wieder auf den Amy-Belag platzieren können. Seien Sie dabei mutig, denn fast jeder Angriffsschlag ist in dieser Situation möglich: Flippen (bei mir besonders effektiv weil für den Gegner schwer ausrechenbar), sofortiger Schuss, sobald sich der Ball auch nur Millimeter über der Netzkante befindet, oder Ziehen (auch wenn man dadurch natürlich keine eigene Rotation in den Ball bringt; jedoch genügt für den Effekt die Rotation die der Ball vom Gegner mitgebracht hat). Allerdings auch hier: Unterschnitt muss mit viel geschlossenerem Schlägerblatt beantwortet werden als mit anderen Belägen.
Der große Nachteil aller Antis (und übrigens auch der Langnoppenbeläge) ist, dass sie relativ wenig Antworten auf schnittleere Bälle parat haben, denn sie \"leben\" ja vom gegnerischen Schnitt. Deshalb ist ein nur auf den Anti ausgerichtetes Spiel gegen Gegner problematisch, die dieses Anti-Schwäche kennen, mit einem leeren Schlag/Aufschlag eröffnen und dann solange Lullerbälle schlagen, bis sie platziert angreifen können oder man selbst den Fehler macht. Zwei taktische Antworten darauf kennen ich: Laufen, laufen, laufen und ihm das Geluller mit der Vorhand um die Ohren schießen ist die Eine, Drehen des Schlägers und Annahme mit dem Vorhandbelag die Andere.
Zusammenfassend spiele ich den Amy gegen defensiver eingestellt Spieler wegen seiner Offensivqualitäten. gegen schnelle Spieler oder Spieler, die gut gegen Anti spielen können, setze ich ihn nicht ein, da er dafür zu schnell ist und ich damit zu viele Fehler mache. Gegen solche Spieler kommt ein anderer Anti zum Einsatz, der gleich gute Schnitterhaltung und bessere Kontrolle bei geringfügig schlechteren Offensivqualitäten bietet: der \"Nightmare\".
Zum Thema Schlägerwechsel muss allerdings bemerkt werden, dass ein solcher seit einigen Jahren verboten ist (außer bei unbeabsichtigter Beschädigung des Schlägers). Wenn Ihr also im Spiel merkt, dass Ihr den falschen Schläger gewählt habt, war das Pech. Allerdings ist die Regelauslegung eindeutig: Die Einspielzeit zählt noch nicht zum Spiel, so dass ein Schlägerwechsel direkt danach noch möglich ist, solange das eigentliche spiel noch nicht begonnen hat.
Zu mir selbst: Ich spiele Anti seit zwei Jahrzehnten und kenne neben klassischen Antis auch mehrere glatte. Nach vielen Jahren beruflicher Anspannung mit Rückwirkung auf den Trainingseifer, bin ich seit einem halben Jahr in Rente und trainiere seitdem ca. 6h/Woche. Maximal habe ich Regionalliga gespielt, in den trainingsarmen Jahren fiel ich in die Kreisliga zurück, möchte aber unterstützt durch mein neues Trainingspensum wieder mindestens in die Bezirksklasse aufsteigen. Ich spiele ausschließlich am Tisch, Hauptschlag VH-Topspin. Mit Anti habe ich angefangen, weil ich anfangs Annahmeschwierigkeiten bei RH-Aufschlägen hatte. Mittlerweile habe ich aber den Anti recht gut im Griff, insbesondere den Amy, so dass ich damit neben der Sicherheit auch viele Angriffsoptionen habe.
Auf der VH spiele ich Andro Hexer (max), mein Holz ist ein Eigenbau mit schneller VH- (OFF) und etwas langsamerer RH-Seite (ALL+).
Ein Erfahrungsbericht für JOOLA Amy Anti Control
von Amy Anti Control
Fazit: Anti mit extremen Offensivqualitäten für das tischnahe Angriffsspiel
Rating: 4 von maximal 5 Punkten.
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